Interview mit Robin Singh

Zum Jahreswechsel beantwortet der Headcoach der Löwen einige Fragen...

Hallo Robin.

Nun waren ja ein paar Tage Ruhe angesagt. Wie verliefen deine Feiertage und dein Jahreswechsel? Wann hast du das erste mal wieder an Basketball gedacht?

Zunächst einmal wünsche ich euch vom Mediateam und auch allen anderen Mitgliedern, Fans und Supportern der Hertener Löwen ein frohes neues Jahr und hoffentlich viel Gesundheit für 2024.

Nach den guten Ergebnissen zum Jahresende waren natürlich auch für mich die Feiertage etwas entspannter als beispielsweise im letzten Jahr. Dennoch hat man als Coach nochmal eine andere Verantwortung und entsprechend auch mehr zu tun als die Spieler. Daher kann man nie komplett abschalten und muss sich auch weiterhin trotz der Pause mit verschiedenen Themen beschäftigen.

Trotz der vielen Hiobsbotschaften haben wir den ersten Teil der Saison ja gut hinter uns gebracht, wie du sagen würdest: „Wir sind im Soll“. Was hat dich an der ersten Saisonhälfte besonders überrascht?

In Anbetracht der Gesamtsituation und der vielen langfristigen Ausfälle sind wir natürlich nicht nur im Soll, sondern haben die Erwartungen bisher mehr als übertroffen. Keiner hat damit gerechnet, dass wir nach dem 0:3-Start und den vielen Verletzungen auf Platz 4 überwintern würden. Wenn man dann noch bedenkt, dass bereits zwei Drittel der Saison gespielt sind, ist das natürlich eine sensationelle Zwischenbilanz, die auch Aussagekraft besitzt. Trotzdem muss man das Ganze auch ein wenig relativieren: Die Liga ist extrem eng und nach jedem Spieltag verschieben sich die Plätze wieder aufs Neue. Von Platz 4 bis 13 kann jeder noch die Playoffs erreichen, aber auch jeder noch absteigen. Daher müssen wir weiter konzentriert arbeiten, denn mit einem kleinen Negativlauf kann man auch sehr schnell wieder unten drin sein. Überrascht haben mich nicht unbedingt die Ergebnisse, sondern wie schnell und gut unsere Jungs die schwierige, neue Situation angenommen haben. Es war beeindruckend wie stark sie auch immer weitere Rückschläge und neue Verletzungen von Mitspielern weg gesteckt haben. Das spricht für die gute Mentalität unserer Spieler und zeigt, dass wir eine gute Einheit sind, in der immer wieder Leute nachrücken und mehr Verantwortung übernehmen können.

Nun bist du ja schon eine Weile bei den Löwen, gibt es positive Entwicklungen, die du dir bzw. deiner Arbeit auf die Fahne schreibst?

Es gibt in dieser Saison viele positive Entwicklungen, sowohl innerhalb unseres Teams als auch im Gesamtverein. Ich denke, dass sicherlich auch einige davon mit unserer guten Arbeit zusammenhängen, aber deshalb muss ich sie mir nicht auf meine Fahne schreiben. Entscheidend ist, dass der Verein sich als Ganzes in die richtige Richtung entwickelt. Dazu gehören viele Personen, die alle mit anpacken müssen. Aktuell merkt man einfach eine sehr positive Grundstimmung und die tut dem Verein unheimlich gut.
Natürlich ist eine 1. Mannschaft auch immer ein wenig das Zugpferd, so auch bei uns. Hier kann man sagen, dass es uns gelungen ist, diese Saison ein junges, hungriges Team zusammenzustellen, welches hart arbeitet und mit dem sich die Fans identifizieren können. Gleichzeitig haben wir viele Spieler aus der eigenen Jugend und der Region, die das Gesicht dieser Mannschaft bilden und sich wiederum voll und ganz mit dem Verein identifizieren. Das wird entsprechend honoriert und sorgt dafür, dass Mannschaft und Fans nach vielen Jahren wieder eine richtige Einheit sind.

Wie nah war das Team bisher an der Art Basketball, die du dir vorstellst?

Ich denke schon, dass das Team deutlich näher an dem ist, was ich mir vorstelle, als in der vergangenen Saison. Da ich nun erstmalig den Kader richtig umbauen und selbst zusammenstellen konnte, war es mir möglich, Spieler zu verpflichten, die nicht nur mehr zu meiner Philosophie passen, sondern meiner Meinung nach auch etwas besser zum Verein. Spielerisch ist der Kader zudem wesentlich ausgeglichener als im letzten Jahr und nicht mehr so abhängig von einzelnen Akteuren. Teambasketball steht im Vordergrund und die vielen Verletzungen haben genau das eindrucksvoll gezeigt. Doch neben den taktischen Aspekten muss man auch wieder den schon unzählige Male angesprochenen Kampfgeist hervorheben. Diese Mannschaft tritt wirklich als Einheit auf und lässt sich auch in schwierigen Situationen nicht hängen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so und ist sicherlich etwas, das diese Truppe auszeichnet und weitaus mehr mit dem Basketball zu tun hat, den ich mir vorstelle.

Wie sieht es bzgl der Verletzten-Situation aus? Lichtet sich das Lazarett so langsam wie erhofft?

(lacht) Man kann tatsächlich sagen, dass es so etwas wie Licht am Ende des Tunnels gibt. Einige Spieler sind schon wieder ins Training eingestiegen, benötigen aber natürlich noch einige Einheiten, um nach der langen Pause wieder in Form zu kommen. Ob es am kommenden Wochenende schon für den ein oder anderen reichen wird, ist schwer zu sagen. Wir werden allerdings nichts riskieren und einem Spieler lieber eine Woche länger Zeit geben, um sicher zu gehen, dass er auch wieder voll belastbar ist.

Gibt es Neuigkeiten in Bezug auf Verstärkungen?

In diesem Bereich gibt es leider noch keine Fortschritte. Ich habe die Pause natürlich genutzt, um die Suche noch einmal zu intensivieren, aber der Markt gibt leider im Moment nicht viel her. Es gibt zwar ohne Ende Spieler auf den kleinen Positionen, aber europäische Big Men sind aktuell rar gesät. Die wenigen unter ihnen hoffen auf Angebote aus der Pro B oder einer vergleichbaren Liga im Ausland. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, es sind zum Glück noch ein paar Wochen bis zum Ende der Wechselfrist.

Wird das hohe Pensum, welches Teile des Teams in den letzten Wochen und Monaten gehen mussten, noch Auswirkungen auf den Rest der Saison haben, positiv – weil eingespielter und eingeschworen – oder negativ –weil immer noch ausgelaugt –?

Das ist eine Frage, die auch ich nicht mit Sicherheit beantworten kann. Im Trainerteam versuchen wir natürlich immer die richtige Balance zu finden und beim Thema Belastungssteuerung alles mit einfließen zu lassen. Einerseits brauchen die Spieler, die Pause, um sich sowohl physisch als auch mental von den intensiven Monaten zu erholen, anderseits benötigt man natürlich auch harte Trainingseinheiten, um den Rhythmus nicht zu verlieren und vernünftig auf den kommenden Gegner vorbereitet zu sein. Die Zeit wird zeigen, ob es am Ende zu viel Belastung war oder eben nicht.

Du sprichst den kommenden Gegner an. Die ETB Miners sind souveräner Tabellenführer und haben bisher erst zwei Niederlagen auf dem Konto, allerdings eine davon gegen die Löwen. Essen brennt sicher auf Revanche. Seid ihr vorbereitet?

Ob wir ausreichend vorbereitet sind, wird sich zeigen. Klar ist, es wird eine absolute Mammutaufgabe. Für uns war es damals der erste Saisonsieg und für Essen die erste Niederlage. Seit dem haben sie 10 von 11 Spielen gewonnen und traten dabei extrem dominant auf. Sie werden uns nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern bis in die Haarspitzen motiviert sein. Dazu sind sie zu Hause noch ungeschlagen.
Ein Knackpunkt wird sicher wieder der Kampf unter den Brettern sein. Da haben wir im Hinspiel einen sehr guten Job gemacht, hatten allerdings mit Dario Fiorentino, Leon Marcikic und Mohamed Abdiwahid auch mehrere Körper gegen Dzemal Selimovic zur Verfügung. Wenn wir das Duell in der Zone einigermaßen ausgeglichen gestalten können, wird es auch in Essen ein enges Spiel werden.

Abschließend: Auf was können sich die Fans im zweiten Teil der Saison besonders freuen und was wünschst du dir von den Fans fürs erste Heimspiel im neuen Jahr am 20.01. gegen die Telekom Baskets Bonn II?

Freuen können sich die Fans hoffentlich wieder auf einen volleren Kader! Auf dem Feld wird die Mannschaft wie bisher alles geben und sich zerreißen, um das Saisonziel Playoffs zu erreichen. Es finden immer mehr Leute den Weg in die Halle und die Stimmung bei den Heimspielen ist sensationell gut. Deshalb macht euch auf den Weg in die Rosa Parks, um das live zu erleben und das Team im Saisonendspurt zu unterstützen.